Kar-frei Tag. Das könnte das Motto sein, um nicht ins Tessin zu fahren über Ostern. Wenn die Karre frei hat. Das kann man bequem vom Zmorgentischchen aus auf der Autobahn-Webcam in Uri verfolgen. Und in der Tat, die Strasse ist fast leer.
Wir entscheiden uns, das schöne Wetter draussen zu geniessen und Martin plant eine abwechslungsreiche Tour zu einer in der Karte eingezeichneten Höhle in der Nähe der Gipsgruebe, welche wir vor einem Jahr besuchten, und wo man eine besonders schöne Verwerfung sehen kann. Also marschieren wir los, wieder mal mit zwei Spitzbuben, Tee und je einem Doppio, welchen wir in der Pink Alpin-Thermoskanne mitnehmen, die nun endlich einen wertvollen Beitrag leistet, im Gepäck. Wir traversieren am Nordhang der Lägern, vorbei am „js-lager“, welches wir scherzhaft „is-lager“ nennen (ein Schelm wer Böses denkt!), unterhalb des Grats. Ab und zu gibt es Spaziergänger und Velofahrerinnen, welche allein, zu zweit oder zu dritt unterwegs sind. Alle sind so betont freundlich und machen schön Platz. Wir natürlich auch. Keine Spur dieser Gehässigkeit, wie man sie von Zürich her hört und liest. Einer Blondine mittleren Alters, mit dem Velo unterwegs und am Wegesrand Bärlauch pflückend, empfehlen wir, weiter hinauf zu fahren, denn dort sei er noch einigermassen frisch. Ein Pärchen mit Hund passiert uns, und ich denke, die Situation erkläre einen weiteren Grund, nicht hier zu pflücken.
Viele Wege, die wir schon zusammen gegangen sind, kreuzen wir, aber Vieles ist auch neu. So kommen wir am Bauernhof vorbei, wo die Pfauen wohnen, welche ab und zu Radio hören dürfen. Heute ist aber Ruhe im Schacht, und wir denken, sie dürfen wegen des Feiertages nur mit Kopfhörern der Musik lauschen. Hier kamen wir auch exakt vor einem Jahr (nicht Kalendarisch, nur Ostertechnisch) mit unserem Wandergrüppchen vorbei, als wir aufs Burghorn stiegen. Heute macht es nur kurz „bling“ (auf einen Weg stossen, den wir schon gegangen sind) und 200 Meter weiter unten wieder „gnilb“ (von einem bekannten Weg abzweigen). Ein Spass, den wir uns angeeignet haben. Wir treffen auf ein lichtes Waldstück, wo der Bärlauch noch hellgrün ist, und wir füllen noch einmal eine Tüte voll davon für ein lekkeres Znacht. Als ich mich auf meinem Kästchen (Martins Wort für mein iPhone) vergewissere, ob wir noch auf Kurs sind, hält eine junge Joggerin neben uns, weiter auf den ón-Schuhen trippelnd, und fragt, ob sie uns helfen könne. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie sich denkt, ob die zwei älteren Herren sich verlaufen hätten oder ob sie die zwei jugendlichen Goldbären noch ein bisschen mustern möchte. Wie auch immer, sie strahlt über alle vier Backen und die Begegnung hinterlässt einen Sonnenschein in unserer Erinnerung. Besonders als wir sagen, dass wir zur Höhle wollten weiter unten. „Ah, ihr meint das Heidenwiibli-Loch!?“ Was wir verdutzt und leicht angeheitert zur Kenntnis nehmen. Denn von den Heidenwiiblis haben wir schon gelesen, auf der Lägern-Hochwacht auf einem Plakat, welches eine Sage über sie beschreibt. Nun denn, das Heidenwiibli-Loch ist wirklich ein Loch. Und daneben eindrücklich die Lägern-typischen, steilen Felsplatten als Abbruch. Wir gönnen uns hier den Kaffee und die Spitzbuben, währenddessen ein Mann auf einer Vespa auf dem kleinen Parkplatz daneben parkiert, absteigt und uns mit „hoi zämä“ begrüsst. Dann nimmt er eine Handvoll Holz, welches neben dem Heidewiibli-Loch rumliegt, schmeisst es in die Feuerstelle und zündet es an. Seine Zigarette ebenfalls. Es raucht, und wir machen uns aus dem Staub. Er ist wohl der Späher und Platzhalter der Platzes mit grandioser Aussicht auf eine Landschaft voller blühender Kirsch- und Birnbäume, auf die Lägern und weiche Miniatur-Tallandschaften. Wir steigen ein steiles Bord hinunter zu einem kleinen Tümpel, dessen Zugang von einem umgestürzten Baum mit mangrovenartigen Tentakeln geschützt wird. Mystisch.
Wir begeben uns auf den Rückweg. Die Sonne brennt und es ist mir schon fast ein wenig zuviel. Aber es gibt so viel Schönes zu sehen: Blühende Bäume, Holzbären, schiefe Häuschen, Baumalleen, die Rapsfelder, welche immer gelber werden, Osterbäume, die Dörfer und das schöne Wehntal. Ich fühle mich schon wie zu hause.
Frohe Kunde für Veganer auf Photo # 16. Jetzt wachsen die Ostereier vegan an den Bäumen.
Was es da nicht Alles gibt, in unmittelbarer Nähe…! Gute Photos - danke!