Poschtitag! Im Bioladen, der von einer reinen Frauen-Crew geführt wird, herrscht die 5-Personenregel. Desinfektionsmittel und Handschuhe stehen am Eingang bereit. Eine Frau mit Tochter kaufen nur ein paar Pepperonis, und so lassen wir sie vor. Es zieht im gedeckten Durchgang. Die Türe nach ganz draussen ist offen, damit man sie nicht anfassen muss. Vorbildlich, aber etwas kalt. Die älteste Mitarbeiterin, Marlies, damals, 1989, Mitbegründerin des Bioladen-Kollektivs, hievt volle Taschen für die Auslieferungen in ihr Auto. Unser Skyr-Abo ist angekommen. Freude herrscht. Im Laden sind nur, auffällig, die jungen Frauen am Bedienen, Bestellungen telefonisch aufnehmen und Einpacken. Es fühlt sich als emsiges Treiben an, trotz der menschlichen Leere. Auch wir haben ein paar Taschen gefüllt. Schnell wieder raus.
Etwas Fitness-Yoga-Augenübung, und schon machen wir uns ans Zmittag. Um 13:08 steigen wir, seit langem wieder mal, in den Zug nach Zürich. Ich muss noch ein paar Dinge in meiner Wohnung holen. Da wir unsere GAs hinterlegt haben, muss ich für uns beide mit der SBB-App Tickets kaufen. Für mich kann ich nur ein 1/2 auswählen, entweder, weil die App zu doof ist, die Hinterlegung zu hinterlegen, oder ich zu doof, diese Einstellung zu finden. Der Zug ist fast menschenleer, am Anfang zumindest. Je näher wir der Stadt kommen, desto voller wird er, wobei „voll“ heisst, dass in jedem 4. Abteil jemand sitzt.
Schon um 16 h sind wir wieder zurück und trinken Kaffee auf der Gartenterrasse, eingepackt in unsere dicken Fliese. Ich schaue mir mal systematisch die Comics von Ralf König an, die er seit 2 Wochen täglich auf FaceBook veröffentlicht. Das Zeitgeschehen verarbeitend, selbstverständlich, wie es sich für einen echten Künstler eben gebührt. Ich gehe noch ins Sternenzimmer und spiele Flöten. Martin hat mir zwei Fächer im Büchergestell freigeräumt, damit ich sie verstauen kann. Dank dem von zu Hause mitgebrachten Backup meines Rechners kann ich nun schnell auf alle Produktionen zugreifen. Ich spiele einen Live-Act nach, den ich 2014 performte und während dem 3. Stück abgewürgt wurde, weil dem Inhaber an der Bar wohl das Koks zu fest ins Hirn stach und er es nicht ertrug, was ich vortrug. Nun denn, alte Geschichte, aber die Stücke finde ich nach wie vor toll und es ist eine Wonne, dazu zu spielen. Im Fenster sehe ich Reflexionen, die dank der Beschichtung und der Dreifachverglasung, in diversen Farben schimmern. Dichroitische Filter, höre ich meine innere Stimme sagen. Ich hole Martin rauf und wir spielen zusammen die „Zodiaken“, acht an der Zahl. Vier fehlen noch. Dann beglückt er mich wieder mit Ravel. Ich muss sagen, das ist wirklich entrückte, geniale Musik!
Dann muss ich leider erfahren, dass die Meldung, dass Roby Facchinetti nichts von seinem Stück weiss, dessen Rechte er angeblich dem Spital in Bergamot abgetreten haben soll. Da bin ich voll in eine WhatsApp-Kettenbrief-Falle geraten und möchte dies an dieser Stelle wieder korrigieren. Facchinetti weiss davon und will nun aber doch etwas ans Spital spenden. Also doch eine schöne Geste.
Comments