Mi, 18.03.2020
Heute ist bereits der 3. Tag im Exil. Das Zmörgelen vor dem Haus auf der Ostseite ist wie ein Traum. Die Sonne scheint, der Himmel ist klar, das Müsli, der Ingwer-Orangen-Tee und der Kaffee schmecken wunderbar. Ein Nachbar sitzt auch vor seinem Haus und wir plaudern fast eine Stunde lang über Netzwerke, SAC-Hütten und, natürlich, Corona.
Um 11 h ist unser erstes Mitarbeitermeeting. Virtuell, wieder via Zoom ( zoom.us ). Es nehmen an die 70 Personen teil. Ein Drittel ist per Video verbunden, und man sieht, wie sie alle daheim vor dem PC sitzen und aufmerksam zuhören, was unser Chef sagt. „Das geht kurz und bündig: Wir haben den Betrieb heruntergefahren und sind im Notbetrieb. Bleibt zu hause und haltet Abstand zu anderen Leuten. Eure Gesundheit ist das Wichtigste.“ WOW, das verschlägt mir beinahe den Atem! So souverän und professionell, und dabei noch so empathisch. So einen Arbeitgeber kann man sich nur wünschen. Dann kann man Fragen stellen, und die werden auch umgehend beantwortet oder weitergeleitet. Alle verhalten sich professionell, natürlich auch, weil wir durch das Tool dazu gezwungen werden. Audio bekommt nur, wer virtuell aufstreckt und das Wort bekommt. Ich könnte mich auch in der realen Welt daran gewöhnen!
Danach ist der Bärlauch an der Reihe. Wir sammelten gestern noch 2 Säcke voll im Wald. Waschen, schneiden, dämpfen und in Portionenbeutel einfrieren. Der Winter kann kommen! Ich mache keine Pesto, das finde ich langweilig. Nicht dass ich sie nicht mag, aber sagt mal jemandem, ihr hättet Bärlauch gesammelt. Ich wette, spätestens das 3. Wort, das ihr hört, ist „PESTO“! Nein, ich mache was Anderes daraus. Ich dämpfe sie, gebe wahlweise fein geriebenen Curcuma bei, alternativ milden Curry, würze mit einer Gemüsebouillon nach und köchele das Ganze mit Sauerrahm ein. Dazu idealerweise Safrannudeln, aber natürlich sind auch sonst Vollkornteigwaren geeignet. Zusammen mit geriebenem Käse ist der Himmel in Griffnähe. Und Pesto ist ganz weit weg.
Das Thema „Zu Hause bleiben“ wird uns noch eine Weile beschäftigen. Man darf ja z.B. einkaufen gehen. Und eigentlich darf man sich ja auch draussen bewegen. Noch. Man kann in den Wald gehen und sogar Wandern, wenn man wieder an den Ausgangsort zurück läuft und den ÖV meidet. Aber die Empfehlung ist klar: Bleiben sie zu Hause. Das ist ein Dilemma, dem man nur intelligent begegnen kann: Solange man den empfohlenen Abstand und die Hygieneregeln strikt einhält, besteht ja keine Gefahr. Aber das ist schwierig und erfordert permanent die ganze Aufmerksamkeit. Beispiel: Soll man ü. 65-Eltern besuchen auf ihrer Gartenterrasse? Wenn man alles berücksichtigt, muss man sagen: Ja, ABER! Aber bedeutet: Keinen Kaffee/Tee trinken, wegen der Tassen. Diese werden von beiden Seiten her berührt. Und wenn nicht, ist es die Kaffeemaschine. Nicht ins Haus gehen, schon gar nicht auf die Toilette. Man scheitert daran, an alles zu denken: Türfalle nicht anfassen, Wasserhahnen nicht anfassen, Handtuch nicht benützen, WC-Ring, Spülknopf nicht berühren. Zu kompliziert. Kuchen essen? Gleiches Problem wie die Tassen. Also: Man kann, falls möglich, ums Haus gehen, sich gegenüber sitzen, mit mind. 2 Meter Abstand, und miteinander reden. Fertig. Krass. Und doch hat man schon ein schlechtes Gewissen.
Wir machen noch einen kleinen Dorfspaziergang zu unserem Vier-Jahreszeiten-Teich. Was uns dort erwartet, lässt uns wieder mal über die Natur staunen. Der Teich ist voller Fische, Kleine und Grosse. Erst denken wir, einer von den Grossen hätte im Laub am Grund gewühlt, denn er hat etwas um die Schnauze, was wir nicht einordnen können. Auch eine unschöne Mutation oder eine Geschwulst kommt für uns in Betracht. Doch dann erkennen wir es durch unsere polarisierten Brillen, welche die Oberflächenspiegelungen des Wassers minimieren: Es ist ein Frosch! Er schmiegt sich, getreu nach der Alien-Larve im Science-Fiction-Film, um das Gesicht des armen Fisches, der nun orientierungslos herumkurvt, anstatt im Schwarm mit Seinesgleichen parallel zu schwimmen. Da ich nur das Händi dabei habe, ist das Foto etwas unscharf. Aber das gehört sich so bei unglaublichen Entdeckungen ;-)
Besonderes Schmankerl: Heute hat der Pöstler den bestellten Beamer gebracht. Ich freue mich aufs Einrichten und den ersten Film. Ich würde gerne wieder mal die „Herr der Ringe“-Filme schauen.
ETH: Wurde etwas über die Kapazität des gasförmigen Heliums gesagt oder gefragt? Allgemein: Ihr Zwei (M&M) händs dann scho toll iigrichtet… Im Normalfall chäm ich uf Bsuech… ❤️
Chuchi: Gratuliere öi Spitzechöch – mmmmmmmmmmmm Fisch/Frosch: Hät de Frosch en Fisch gfange oder umgekehrt? Höngg: Ich gan jewiels go wandere in Höngg - guet isch de Wald näch! hahaa