Mo, 16.03.2020
Shut Down. Gestern Sonntagabend kam das Telefon meines Mitarbeiters mit der Verkündung, dass unser Physikinstitut am Montag heruntergefahren wird. Was das heisst? Das heisst, alle laufenden Physikexperimente werden gestoppt und in einen sicheren Zustand gebracht. Kryostaten werden aufgetaut, das Helium wird, soweit möglich, zwischengelagert. Möglichst alle sollen nach Hause: Professoren, Assistenten, Techniker und Angestellte. Die ETH hat mitgeteilt, dass ihr die Gesundheit ihrer Mitarbeiter am Wichtigsten ist, und das scheint tatsächlich so zu sein. Nur ein Minimum von unbedingt benötigtem Personal schaut nach dem Nötigsten.
So habe ich mich entschieden, aus der Stadt auszuziehen und mich für die nächsten Wochen auf unserem Landsitz, welcher den Namen „Goldbärpalast“ bekommen hat und wo mein Freund wohnt, einzuziehen. Es war eine richtige „Gugelfuer“, wie man im Dialekt so schön sagt und wie das Bild zeigt. Hier haben wir mehr Platz als in der kleinen Stadtwohnung und sind zu Fuss in wenigen Minuten in der Natur, im Wald, auf der Lägern. Selbst wenn wir unter Quarantäne gesetzt werden sollten, wie das in Italien zur Zeit der Fall ist, wären wir hier wöhler.
Das Coronavirus wütet, weltweit. Letzten Freitag teilte der Bundesrat mit, dass die Lage ernst sei und jetzt gehandelt werden müsse. Schulen werden geschlossen, Studenten heim geschickt. Restaurants dürfen nur noch 50 Personen bedienen, der ÖV sollte soweit als möglich gemieden werden. Skigebiete werden geschlossen. Hotels eines nach dem anderen. Heute wieder eine Pressekonferenz mit den neusten Massnahmen: Restaurants werden ganz geschlossen, ebenso Coiffeur und Beautysalons, Fitnesscenters etc. Nur die Hotels dürfen offen haben, wenn die dazugehörenden Restaurants nicht für die Öffentlichkeit geöffnet werden. Und wieder und wieder, offenbar weil es noch immer nicht alle begriffen haben: Sozial Distancing und Hygienemassnahmen einhalten
Nun, das ist also der Stand der Dinge am Tag 1 im selbstgewählten Exil.
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