Zeitumstellung. Es tröpfelt einschläfernd auf die Dachfenster und wir schlafen wieder ein. Erst gegen 11 h reiben wir unsere Äuglein und kommen uns vor wie die Pechmarie in Trudi Gerster’s „Frau Holle“. Die „hockte“ jedoch Sonntags nur bis um 10 h im Bett, verlangte dann aber Guggelhupf und Schoggikuchen. Immerhin bereiten wir unser Müesli noch selbst zu.
Dann checke ich mit meiner Schwester Annette die Zoom-App, damit sie morgen beim Yoga virtual mitmachen kann. Es freut mich sehr, dass sie dabei sein will und hoffe, die Verbindung wird einigermassen stabil sein. Dann gibt es einen Videoanruf zu meinem Nachbarn, der zu meiner Wohnung und zu meinen Pflanzen schaut. Er schildert mir die Situation, die momentan in Zürich herrscht: Leere, Anstehen auf der Strasse beim Einkaufen, die lärmenden Goofen im Schulhof und auf dem Spielplatz, jedoch nur noch maximal zu fünft. Als Lehrer ist er nun voll im „Digital-Teaching-Over-Night“ gelandet, schon zwei Wochen lang. Ich denke, was die Lehr- und Betreuungspersonen momentan leisten, ist grandios. Auch sie haben eine riesige Verantwortung der Gesellschaft gegenüber, auch wenn es nicht gerade unmittelbar um Leben und Tod geht, so wie in den Spitälern.
Demgegenüber sträuben sich mir heute wieder mal alle Haare, als ich in meinem FaceBook-Feed mit ansehen muss, wie immer wieder Verschwörungstheorien verbreitet werden. Auch per persönlicher Nachrichten (PN) werde ich mit Texten konfrontiert, die einem das Blut in den Adern erstarren lassen. Es wird ernsthaft in Frage gestellt, dass das Virus gefährlich ist und es doch nur eine Grippe sei. Ein Video mit einem Professor Sucharit Bhakdi mit falschen Zahlen wird als „Beweis“ hingestellt, dass alles nur wegen der Luftverschmutzung sei. Das geht mir sowas von auf die Nerven. Natürlich sind die offiziellen Zahlen auch nicht zu 100% korrekt und es gibt gewisse Mängel. Aber das Misstrauen in unsere Regierung, dass die das alles nur machen, damit wir besser überwacht werden können, ist schon sehr irritierend. Ich bin nach wie vor überzeugt davon, dass die meisten Menschen die Exponentialkurve noch immer nicht verstanden haben. Ich möchte sie hier gerne einmal eindrücklich demonstrieren:
Fakt ist: Wenn keine Massnahmen ergriffen werden, verdoppelt sich jeden zweiten Tag die Anzahl Infizierte. Nach vier Tagen sind es dann vier, nach sechs Tagen acht, usw. Nach 23 Zyklen à 2 Tagen sind es:
2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 = 8’388’608 Infizierte.
Also jeder in der Schweiz lebende Mensch. Nach 46 Tagen! Bei einer Sterberate von 1% wären nach kurzer Zeit 83’886 Menschen tot. Bei einer Sterberate von 10%, wie sie momentan in Italien herrscht, wären es dann 838’860. Zum Glück gibt es die nun verhängten Hygienemassnahmen, sonst hätten wir genau dieses Horrorszenario. Aber für gewisse Leute scheint das ein vertretbares Opfer zu sein, denn schliesslich sterben ja auch an der normalen Grippe Menschen. Ich finde diese Einstellung zutiefst menschenverachtend.
Um uns etwas abzulenken und die schlechten Gedanken abzuschütteln, gibt es heute wieder mal ein BodyAttack. Die Verbindung zu Lisa nach Neuseeland ist heute stabil, und so turnen wir zusammen mit ihr und ihren zwei Jungs, was das Zeug hält. Als Belohnung gibts Meränggä us em Ämmital, Vermicelles und Nidle. Alles Bio und unendlich fein! Und dazu einen Doppio. Das Goldbärglück hat uns wieder.
Ich bin schon lange eine Pechmarie - möchte aber beim Aufstehen nach 10 Uhr eine Rüeblitorte. Genaus so, wie ich sie an euerem Geburtstag im Januar in Schöfflisdorf bis zum Excess geniessen durfte… mmmmmmm 🍰